29.März 2014 Lesung 'Filotimo' mit Andreas Deffner - Alte Feuerwache Köln

filotimoAndreas Deffner liest aus seinem, dem griechischen Volk gewidmeten Buch „Filótimo“ Abenteuer, Alltag und Krise in Griechenland.

"Filótimo" - das ist die spezielle Einstellung der Griechen zum Leben. In elf Erzählungen berichtet Andreas Deffner, geb. 1974 von seinen Erfahrungen und Erlebnissen in Griechenland, die Land und Leute herzlich und authentisch zeigen.
In den Menschen unterschiedlichster Couleur, vom Olivenölhändler bis zum Fischer, begegnet uns das echte Griechenland, abseits aktueller Wirtschafts- und Finanzkrisen.
Im Alltäglichen zeigt sich die reine, echte Form des Filótimo am besten.

Veranstalter: ΠΟΠ ‒ Griechische Kultur in Deutschland e.V., unter Schirmherrschaft des griechischen Generalkonsulats Düsseldorf

"Helena Katsiavara von Köln - InSight.TV traf den Autor zu einem Interview"

H.K. : Herr Deffner, was verbindet Sie mit Griechenland, dass Sie sich die Mühe machen, ein Buch über ein griechisches Wort zu schreiben?

A.D. : Mit Griechenland verbindet mich eine lange Freundschaft. Seit 1993 verbringe ich so oft es geht meine Freizeit auf der Peloponnes. Hier habe ich im Fischerdorf Toló meine zweite Heimat gefunden und Freunde, die mir wie Brüder und Schwestern ans Herz gewachsen sind. Die Mutter meines guten Freundes Perikles, meine „Oma Vangelió“, hat immer gesagt: „Junge, du bist in Toló groß geworden.“ Ja, ich denke, dort habe ich viel fürs Leben gelernt, und vor allen Dingen das griechische Lebensgefühl, das Filótimo, hautnah erleben dürfen. Das hat mich geprägt und ich wollte diesen großartigen Menschen die mich mit „großgezogen“ haben, als Dank etwas zurück geben.

H.K.: Das griechische Wort ,,Filótimo“ hat Sie offenbar sehr fasziniert. Es setzt sich zusammen aus Filos = Freund und Timi = Ehre. Was hat sie motiviert, darüber 11 Geschichten zu schreiben?

andreasA.D. : Nicht nur das Wort hat mich fasziniert. Freund und Ehre klingt so einfach als Übersetzung, doch in Wirklichkeit ist das Filótimo weit mehr. Würde, Stolz, Leidenschaft, Gastfreundschaft und vieles mehr. Nicht zu Unrecht sagt man, dass sich das Wort in keiner Sprache der Welt übersetzen lässt Ich erkläre es manchmal vereinfachend so: Filótimo bündelt alle positiven Eigenschaften der Menschen. Die Es ist gewissermaßen die Würze des griechischen Lebens. Um es als Nichtgrieche einigermaßen verstehen zu können, muss man das echte hellenische Leben begreifen. Daher habe ich mich auch nicht direkt in meinem ersten Griechenlandbuch an das Filótimo herangewagt. Zunächst wollte ich den Lesern Griechenland und einige Gewohnheiten seiner Einwohner näher bringen. In „Das Kaffeeorakel von Hellas“ habe ich Spaziergänge mit Einheimischen durch ihr Alltagsleben unternommen. Ich wollte das Land der Hellenen ungeschönt zeigen, abseits der Touristenströme. Den abenteuerlichen Alltag, der von schrecklich schön bis krisenhaft erschreckend sein kann. Bei diesen Spaziergängen ist mir klar geworden, dass der Nachfolger des „Kaffeeorakels“ nur ein Thema haben konnte: das Filótimo, von dem ich immer wieder überwältigt wurde. Selbst in, oder vielleicht auch gerade wegen der Finanzkrise, ist das Filótimo essentieller Bestandteil des griechischen Lebens. Also war dieses Lebensgefühl Titelgeber für das gleichnamige Buch. Und weil jedes Kapitel auch ein Kochrezept umfasst, haben wir uns auch eines für Filótimo ausgedacht. Aber Vorsicht beim Nachkochen: es verändert das Leben!

H.K. : Können Sie sich noch an ein besonderes Erlebnis mit Filótimo erinnern?

A.D.: Eines, das ich in ganz besonderer Erinnerung habe, findet sich im ersten Kapitel. Als ich 1994 in Toló eines morgens nicht ganz fit war, vermutete die Familie von Perikles, dass ich krank sein könnte. Spontan kochten mir „Oma Vangelió“ und ihre Tochter Irini eine gesunde Hühnersuppe. Das hat mich damals tief beeindruckt. Heute würde ich einem kranken Freund auch sofort ein gesundes Süppchen kochen. Und mit Filótimo gelingt die Genesung noch besser.

H.K. : Würden Sie in Griechenland der heutigen Zeit leben wollen?

A.D.: Ja und nein. Nein, weil ich sehe, wie sehr viele Menschen in der Krise leiden, tagein tagaus, ums Überleben kämpfen und nicht wissen, wie es weitergehen soll. Das hautnah zu erleben tut weh, zumal, wenn man weiß, dass viele von ihnen keine Schuld für die Misere tragen. Auf der anderen Seite ist Griechenland das schönste Land der Welt, mit einem unvorstellbaren Reichtum an Lebensmut, Kraft und Freundschaft. Das gefällt mir, und in einem solchen „Paradies" zu leben ist schon sehr reizvoll. Ich finde es z.B. höchst  beeindruckend, wie jetzt in der Krise viele junge Leute versuchen ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, ihrem Land helfen wollen und so auch sich selbst Perspektiven erarbeiten. Das hat auch etwas mit Filótimo zu tun, und das sollten wir tatkräftig unterstützen.

H.K. : Wo wäre denn Ihre griechische Wahlheimat?

A.D. : Ich liebe das Meer und daher kommt mir mein „Heimatdorf“ Toló, an einer der schönsten Küsten Europas gelegen, sehr entgegen. Was gibt es schöneres, als neben den seichten Wellen zu sitzen und einen fangfrischen Oktopus mit einem Glas Ouzo auf Eis serviert zu bekommen! Die Fischer von Toló und die Leute auf der Peloponnes haben das Herz am rechten Fleck. Und die Region ist außerordentlich abwechslungsreich und voller Historie. Jeder Augenblick ein Genuss. Aber ich würde sicher sehr viel im ganzen Land umherfahren, denn ich habe auf meinen Spaziergängen für die  Bücher fantastische Freunde in ganz Griechenland gefunden und begeisternde Gegenden entdeckt. Im Moment freue ich mich auf einen Ausflug nach Methana, einer in Vergessenheit geratenen Vulkanhalbinsel im Saronischen Golf, die einst als wichtigstes Kurbad Südeuropas galt. Eine einzigartige, fruchtbare Insel. Und im Sommer folgt unter anderem ein Ausflug ins Epirus, in die Zagorochoria. Die abgeschiedene, wilde Berglandschaft nahe der albanischen Grenze ist mit ihrem saftigen Grün und den tiefen Schluchten schlicht atemberaubend. Dort oben in Kapesovo, einem 14-Seelen-Dorf wie aus einem Märchen, haben zwei junge Frauen sich auf die ursprüngliche Tradition zurück besonnen und führen mit großer Leidenschaft und Herzblut eine Fremdenherberge und einen kleinen Laden, in dem man allerlei handgemachte Spezialitäten erstehen kann. So unbeschreiblich urig, dass man es selbst gesehen haben muss. Und wenn man einmal bei Ioanna und Elli Papageorgiou Gast war, möchte man immer wieder hinreisen und Elli’s selbstgemachte Löffelsüßigkeiten zu einem griechischen Mokka auf dem Dorfplatz genießen. Ein Traum.

H.K.: Schreiben Sie nur über Griechenland?

A.D.: Bisher habe ich nur Bücher über Griechenland geschrieben und selbst meine Masterarbeit fürs Studium hatte einen engen Zusammenhang. Sie handelte von Zypern. Aber irgendwann will ich die Idee der Spaziergänge durch den Alltag auch in meiner deutschen Wahlheimat, im Land Brandenburg ausprobieren. Als Kind des Ruhrgebiets habe ich, seit ich 2006 mit meiner Familie nach Potsdam gezogen bin, den Eindruck, dass es ein sehr spannendes Bundesland ist. Manchmal erscheint es mir als Zugezogenen so anders, fast als würde ich mich in Griechenland befinden. Auch hier gibt es für mich noch eine Menge zu entdecken. Aber das echte Filótimo, das ist selbst hier, in einem der sympathischsten Bundesländer, noch ausbaufähig.

"Rezept Filótimo" 
Was? Sie kennen ›Filotimo‹ nicht?
Das ist die spezielle Einstellung der Griechen zum Leben.
Was sie dazu brauchen!

Zutaten:
2-3 positive Gedanken
1 l Lebensgefühl
500 g Gastfreundschaft
1 ganze reife Freundschaft (Frucht ohne Haut)
10 Tropfen Unterstützungsgefühl etwas Stolz, Würde und Pflichtbewusstsein (aus dem Vorratsschrank).

Für die Soße:
5 EL Aufopferungsbereitschaft
5 EL Verzicht (am besten geeignet ist der Ich-Verzicht)
Frisch gemahlener Respekt.

www.pop-griechische-kultur.de/

- Lesung 'Filotimo' mit Andreas Deffner -

29.März 2014 ab 19:00 Uhr

Offener Treff - Eintritt kostenfrei!

Bürgerzentrum Alte Feuerwache e.V.

Melchiorstraße 3
50670 Köln

http://www.altefeuerwachekoeln.de/veranstaltungen/lesungen-reportagen/142?month=201403

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