Arnold Newmans (1919-2006) individueller Portraitstil (environmental portraits) machte ihn zu einem der wichtigsten Porträtfotografen des 20. Jahrhunderts. Er benutzte meist eine Großformatkamera, die ihn dazu zwang, seine Fotografien mit Ruhe und Überlegung zu komponieren. Er lichtete nicht nur die Person ab, sondern recherchierte sorgfältig deren Umfeld, das Werk (egal, ob Malerei oder Musik), auch die geistige Fallhöhe bezog er atmosphärisch mit ein. So bekam er alle vor die Kamera, egal ob Politiker, Künstler oder Architekten. Marilyn Monroe, JFK, Allen Ginsberg, Norman Mailer, Leonard Bernstein, Henry Moore, Andy Warhol und viele weitere. 

Marilyn Monroe fotografierte er beispielsweise kurz vor ihrem Tode 1962 auf einer Party in der Villa des Filmproduzenten Henry Weinstein. Aus der Serie dieser Fotografien nahm Newman am Ende nur ihr Gesicht aus einer Aufnahme heraus, die er extrem vergrößerte. Auf diesem Foto wirkt Marilyn nachdenklich und melancholisch (Foto oben: M. Monroe, Silbergelatine 1962, printed 70er Jahre, 16,8 x 20 cm, mit Studiostempel rückseitig).
Arnold Newman erklärte später zu dieser Serie: "Ich habe die glamouröse Person nie gesehen. Oh, ich habe schöne Bilder von ihr in der Öffentlichkeit gesehen und all das. Aber in der Privatsphäre des Hauses und später zu Hause sah ich nichts, als ein trauriges, krankes Mädchen."

Was für ein wunderbarer Herr, ohne Allüren, einfach nur nett und unkompliziert war Arnold Newman bei unserer ersten Begegnung im Rahmen eines kleinen Dinners bei Abe Fraindlich. Für uns war es aufregend und ein Geschenk mit so einer bedeutenden Persönlichkeit der Fotogeschichte den Abend verbringen zu dürfen. Aber, so versicherte uns Newman später, sei der gemeinsame Abend auch für ihn eine ungewöhnliche Bereicherung gewesen. Auf einem Mitternachtspaziergang durch Manhattan bummelte unsere kleine Gruppe auch durch das imposante Jugendstil-Entré des Woolworth Buildings. Wir sonderten uns etwas von der Gruppe ab und kamen mit dem Nachtportier ins Gespräch, der hoch erfreut war zu hören, dass wir Galeristen aus Deutschland seien, die mit zwei sehr renommierten amerikanischen Künstlern durch das nächtliche Manhattan streiften. Wir stellten ihm unsere Begleiter vor. Er nutzte die Gelegenheit uns seine selbst gemalten Ölgemälde zu zeigen, die wir gebührend würdigten. Auch Arnold und Abe nahmen sich die Zeit die Werke des stolzen Hobbymalers zu betrachten. Dieser war darüber so unglaublich glücklich, dass er uns ganz nach oben auf das Dach des Woolworth Buildings, das nie für die Öffentlichkeit zugänglich ist, mitnahm. Die letzten Stockwerke mussten wir auf einer eisernen Treppe hochsteigen. Oben angelangt wurden wir alle mit einem seltenen und atemberaubenden Blick über New York beschenkt. Auch der unvergessliche Arnold Newman.

Arnold Newman war ständig unterwegs, um zu fotografieren, Ausstellungen zu eröffnen und Vorträge zu halten. Regelmäßig unterrichtete er und war u. a. auch Gastdozent an der Universität Miami. Seine Fotografien befinden sich in nahezu allen wichtigen Museen und großen Sammlungen der Welt.

Anfragen zu Arbeiten von Arnold Newman oder für einen Besuchstermin können Sie gerne telefonisch oder per Mail an arnold@infocusgalerie.com stellen.

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